Letzten Sonntag durfte ich für einmal als «normaler Gast» eine Konfirmation mitverfolgen. Natürlich hatte ich auch meine Kamera mit dabei, gewillt von meinem Sitzplatz aus ein paar wenige Schnappschüsse mit nach Hause zu nehmen. Die Pfarrerin untersagte dies jedoch zu Beginn in aller Deutlichkeit und in einem keine Diskussion zulassendem Tonfall. Denn, es wäre eine professionelle Fotografin anwesend…
Ok, das respektiere ich. Ehrensache! Denn nicht selten erlebe ich es als engagierter Fotograf ähnlich, einfach anders herum 😉 Auch ich finde es der Zeremonie viel zuträglicher, wenn die Gäste den Feierlichkeiten mit eigenen Augen erleben und nicht ständig durch ihre Kameras und Handys das Geschehen beobachten. Auch entstehen so keine störende Geräusche durch piepsende Kameras und nervende Blitzgewitter sind auch nicht zu erwarten… zumindestens so müsste es in einem solchen Fall eben sein.
Meine Nerven sind äusserst robust und es braucht einiges, bis ich mich wirklich über etwas ernsthaft aufrege. Doch das, was die engagierte Fotografin da aufführte, widersprach jeglicher professionellen Arbeit! Von Anfang bis zum Schluss tauchte sie das Geschehen in ein unablässiges Blitzgewitter. Aufsteckblitz, frontal auf das Geschehen gerichtet, teilweise im Sekundentakt erhellte ein grelles Blitzlicht die Szene. Sie fotografierte ausserdem nicht auf Augenhöhe der Konfirmanden, sondern vom zwei Treppenstufen tieferen Kirchenraum. Das Ergebnis müssen riesige Schattenwürfe im Hintergrund sein. Um mich herum nahm ich so manche Wortmeldung war; ich war absolut nicht alleine mit der Empfindung, dass die Fotografin störte und das massiv.
Ja, ich könnte einfach darüber hinweg sehen, klar. Was mich aber sauer macht: Genau solche Erlebnisse lassen die Zunft der Fotografierenden in einem schlechten Licht erscheinen. Schnell entsteht das Gefühl, dass selbst «professionelle Fotografen» – schliesslich wurde sie ja von den Pfarrerin so angepriesen – die Zeremonie stören. So gehen immer mehr Pfarrer dazu über, das Fotografieren in der Kirche grundsätzlich zu verbieten. Die Leidtragenden sind dann die Hochzeitspaare, welche keine Fotos von der eigentlichen Trauung mehr erhalten. Dabei ginge es auch ganz anders…
Liebe Pfarrerinnen, lieber Pfarrer, liebe Vertreter der Kirchgemeinden,
bitte werfen Sie die Fotografen nicht alle in einen Topf! Als erfahrener Hochzeitsfotograf achte ich stets darauf, dass der kirchlichen Feier grössten Respekt gezollt wird. Es ist mir wichtig, dass ich mich diskret bewege, in keiner Form in die Abläufe eingreife und so still und leise die einzigartigen Momente fotografisch festhalte. Wenn mich die Kirchgänger, Pfarrer, Hochzeitspaare etc. nicht wahrnehmen, dann habe ich meine Arbeit richtig gemacht. Mit einer hochwertigen Ausrüstung und der nötigen Erfahrung kann ich fast immer auf störendes Blitzlicht verzichten… (das letzte Mal musste ich vor etwa drei Jahren in einer kleinen dunklen Kappelle aus dem Mittelalter zum Blitz greifen.) Und wenn die Skepsis obsiegt, dann nehmen Sie bitte mit mir Kontakt auf. Gerne werde ich Ihnen meine Erfahrungen und Arbeitsweisen erörtern und ganz gezielt auf Ihre Wünsche eingehen.
Liebe Brautpaare,
bitte besprecht das Thema «Fotografie in der Kirche» unbedingt vorgängig mit Eurem Pfarrer. In unserem Kennenlerngespräch gebe ich Euch jeweils ein Dokument mit, in welchem ich mich als Euer Hochzeitsfotograf dem Pfarrer vorstelle, ihm meine Arbeitsweise aufzeige und meine Prinzipien darlege. Es ist mir wichtig, dass Euer Pfarrer weiss, dass er einen Fotografen mit Anstand und Erfahrung erwarten darf.
Schlussendlich geht es nur mit Respekt allen gegenüber.
Hinweis zum Foto:
Das Foto zeigt mich in Aktion bei einer Trauungszeremonie. Weder die Kirche, noch Pfarrer, noch sonst welche Beteiligte haben mit dem oben geschilderten Erlebnis etwas zu tun.
Weisst du, was ich schon erlebt habe? Ich war ziemlich dezent den Trauakt am fotografisch festhalten. Da steht ein Gast vor meine Linse und Knips mit einer Kompaktkamera!!!! Danach dann stellt er sich zwischen Pfarrer und Brautpaar um den Ringtausch zu knipsen! Er hatte wohl Angst, ich stehe zu weit weg!!! Schrecklich.….
Ja der berühmt berüchtigte Onkel Bob 😉 Der Schreck jedes Fotografens. Von ihm blieb ich bislang glücklicherweise verschont. *g*
Lach, hab dann dem Onkel schön meine Meinung gesagt, natürlich schön dezent
Sali Huwi
Au Backe solche Erlebnisse hatte ich auch schon. Toller Beitrag!
Gruss ROMAN
Ein sehr guter Artikel!
Ich bin sicher, dass das jeder Hochzeitsfotograf so schon einmal erleben musste — leider.
Das zeigt einmal mehr, wie wichtig die Vorgespräche mit dem Brautpaar sind.
Danke & eine gute Saison wünscht
Anne
Hallo.…
Naja, vielleicht weiss das der Autor ja noch nicht aber Aufhellblitzen oder andere Techniken der Lichtsteuerung gehören zur Grundausstattung des Fotografenhandwerks. Wenn dann das Licht in der Kirche eher von hinten oder oben kommt (kann man sich ja nicht aussuchen) dann gibt das zwangläufig dunkle und verwaschene Gesichter, weil dieselbigen dann quasi in ihrem eigenen Schatten liegen. Da hilft dann auch keine teure Kamera sondern hier muss man für zusätzliches Licht sorgen . Es sei denn, man gibt seine Bilder nur in Briefmarkengrösse heraus, dann fällt es nicht so auf, wenn dann z.B. in den Gesichtspartien praktisch keine Zeichnung/ Hautstruktur mehr vorhanden ist. Im übrigen gibt es überhaupt keine Schatten, wenn man den Blitz nur zum Aufhellen benutzt, es kommt halt auf die Einstellungen an.… Sorry aber das musste ich jetzt mal loswerden.… Was da geschrieben steht ist fachlich absolut falsch und avaiable Light zu fotografieren heisst dann auch bei weitem nicht, das man da nur mit der Kamera fotografiert, sondern dann benutzt man grosse Reflektoren um das Licht etwas steuern zu können. Und wenn der Fotograf wirklich meint, ohne Beachtung/ Beeinflussung der Lichtsituation nur mit der Kamera alleine fotografieren zu können, DANN würd ich mir einen anderen Fotografen suchen.…. und nicht wegen dem bissl Aufhellblitzen.
Dirk Wellmitz
http://www.blende16.info
Hallo Dirk.
Nunja, so hat jeder seine Meinung. 😉 In diesem Punkt hast Du absolut recht: Es hängt von den Einstellungen ab… ein gescheit eingesetzter Blitz ist oft ein Segen. Ich denke aber, ich konnte die Situation vor Ort gut einschätzen, bin ja zuweilen desöfteres in Kirchen fotografisch zugegend. Die nach Hause getragenen Bilder waren denn auch so, wie befürchtet. DAS hatte jedenfalls nichts mehr mit «bissl Aufhellblitzen» zu tun, sondern der Frontalblitz war die Hauptlichtquelle.
Weiterhin fröhliches Schaffen!
Liebe Grüsse
Huwi